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Peiner Allgemeine Zeitung (26.03.2005)

 

„Übrige“ Osterlämmer trinken Milch an der Bar

 

Jungtiere brauchen an ihren ersten Lebenstagen besondere Zuwendung

 

Eigentlich besteht es aus Rührteig, mit Augen, Ohren, Nase und Fell aus Zuckerguss und Puderzucker: Das Osterlamm. Auf vielen Ostertischen ist es der Mittelpunkt. Ganz ähnlich auf dem Hof des Biobauers Ulf Lahmann. Dort im Stall werden zurzeit aber „richtige" Osterlämmer geboren. Und die brauchen an ihren ersten Lebenstagen einige Aufmerksamkeit.

 

VON BETTINA STENFTENAGEL

 

Edemissen-Voigtholz. Mit lustig anzusehenden Bocksprüngen wirbeln sie durch die Luft, stupsen mit der Nase ihre Mama an und legen sich dann müde an die Wand vor dem Stall. Dort scheint die Frühlingssonne hin, und es ist schon schön warm.

 

Was jetzt sehr idyllisch aussieht, hatte zunächst mit Problemen begonnen: Die Schafmutter trug Vierlinge und hatte Probleme bei der Geburt. „Zwei waren tot im Mutterleib", sagt Ulf Lahmann, „aber die beiden dahinter lebten noch". Der Biobauer „spielte kurzerhand Hebamme", die Kleinen waren zunächst sehr schwach, inzwischen aber sind muntere kleine Lämmer aus ihnen geworden. Auch die Schaf-Mama hat sich erholt. Sie hat keine Milch, dennoch aber bemuttert sie die Zwillinge. Futter - spezielle Milch - bekommen sie an der so genannten „Lämmerbar", einem Eimer mit mehreren künstlichen Zitzen. Auch Drillingslämmer, die eine Mutter allein auf Dauer nicht ernähren kann, zieht Ulf Lahmann auf diese Weise groß, und „alle die übrig sind". So süß die Lämmer anzusehen sind - manche in der Herde  sind „Raubsauger", das heißt, sie trinken den anderen die Milch weg. Wer nichts abbekommt, muss dann auch an die Lämmerbar.

 

15 Mütter, 27 Lämmer - so der aktuelle Stand auf dem Voigtholzer Biobauernhof. Lahmann kreuzt Milchschafe mit Romanow-Schafen, „das berühmte schwarze Schaf ist bei mir in der Mehrheit", sagt er mit einem Lachen. Den Trend, die Tiere im August lammen zu lassen, um zu Ostern schlachtreife Tiere anbieten zu können, macht Lahmann nicht mit. Er hält den „normalen" Weg ein, die Geburt im Frühjahr. Osterlämmer gibt's im Voigtholz daher zurzeit nur zum Angucken.

 

Wenngleich: Dem Schlachter entkommen auch diese Lämmer nicht, und auch das Vierlings-Muttertier. das nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden kann, „wird Mett", sagt Lahmann. Aber erst später, jetzt darf sie noch bei ihren Kindern bleiben. „Psycho-Krisen" will Lahmann bei seinen Tieren vermeiden. Wobei er keinen Hehl daraus macht: „Auch das hier ist nichts anderes als Fleischproduktion - aber es ist die sympathischste Form davon."

Fotos: Christian Bierwagen

 

STICHWORT 

Das Lamm ist mit seinem weißen Fell auch ein Symbol für die Reinheit und die friedliche Lebensweise soll ein Zeichen für die Menschen sein, ihr Leben

ebenfalls In Frieden zu führen.

 

Wie zum Christfest, so gehört auch zum Osterfest Backwerk, das die Osterbotschaft mitträgt. Das wichtigste ist das Osterlamm. Die beiden Hälften einer Blechform werden mit gutem Rührteig gefüllt und zusammengefügt. Dem fertig gebackenen Lamm werden mit Zuckerguss Augen, Ohren, Nase und Fell aufgespritzt. Eine Siegesfahne mit dem Monogramm Christi, dem Kreuzeszeichen oder einer

Sonne wird an einem Stöckchen seitlich In den Boden des Gebäcks gesteckt.

 

Entstanden ist das Osterlamm aus dem Ritual der Juden, zum Passahfest ein Lamm zu schlachten und zu verspeisen. Dabei wird das Lamm zum Gedenken an Gott geschlachtet. In der christlichen Kirche ist es symbolisch zum Lamm Gottes geworden und wird mit der Fahne, dem Zeichen des Sieges dargestellt.

 

 

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