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Braunschweiger Zeitung, Mittwoch, 21. März 2007

 

„Nicht Verzicht predigen, sondern die Chancen begreifen“

 

Bio-Landwirt Ulf Lahmann ist Energiewirt - Den Strom, den er verbraucht, speist er auch ein

 

Von Doris Comes

 

VOIGTHOLZ. „Wir müssen nicht darüber nachdenken was in 20 oder 30 Jahren ist, vom Klimawandel sind wir schon betroffen“, sagt Bio-Landwirt Ulf Lahmann. Er sieht in der Krise auch positive Möglichkeiten für biologischen Anbau: „Sinnvolle Arbeitsplätze, leckere Produkte, neue Arbeitsräume.

 

„Öko ist wieder da“, stellt der 44-Jährige im Zuge der Diskussionen um den Klimawandel fest. „Die Landwirtschaft produziert nur das, was nachgefragt wird, und eine Nachfrage nach gesunden Produkten könnte den biologischen Landbau wieder ankurbeln“, meint Lahmann. Auf seinem Vollerwerbsbiohof in Voigtholz wird konsequent unter ökologischen Gesichtspunktenten gewirtschaftet. „Dafür muss man schon ein bisschen irre sein“, meint er über sich selbst und seine häufig 80-Stunden-Arbeitswoche.

 

Wenn er auch die Klimakrise als Chance für die biologische Landwirtschaft sieht, generell sind die Bauern für ihn ein Opfer des Klimawandels. „Lange Trockenperioden im Sommer lassen die Pflanzen nicht mehr wachsen, Beregnung aber kostet Geld, Arbeit und Energie“. Trockenheit sei dazu ein Stressfaktor für die Pflanzen.

 

„Gestresste Pflanzen aber sind ein Fressen für Schadorganismen wie zum Beispiel Blattläuse." Im biologischen Landbau führe dies zu Mindererträgen, im konventionellen Landbau sei der Einsatz von Spritzmitteln mit einem hohen Krebsrisiko für die Landwirte verbunden: „Die sind dem Sprühnebel bei der Feldarbeit doch ständig ausgesetzt.“

 

Zurück zum Lahmannschen Vollerwerbsbiohof. „Man muss schon Geld verdienen“, bleibt der 44-Jährige Realist. Er und seine drei Kinder können von dem Hof leben, nicht zuletzt weil Lahmann die selbst hergestellten Grundprodukte „veredelt“: zum Beispiel in der Bäckerei (auf dem Adolphshof bei Hämelerald hat er das Backen gelernt) oder mit der Honig- und Käseproduktion.

 

Lahmann ist seit vielen Jahren auch erfolgreicher Energiewirt. Seit 18 Jahren nutzt er über Fotovoltaik die Sonnenenergie, seit 13 Jahren ist er im Windkraftgeschäft: „Es ist schon ein tolles Gefühl: Den Strom, den ich verbrauche, speise ich auch ein.“

 

Was kann die Landwirtschaft für den Klimaschutz tun? „Die Massentierhaltung muss weg, aus Energie- und Futtergründen", meint Lahmann und verweist auf die Massenproduktion von genmanipuliertem Sojaextraktionsschrot in Brasilien. Die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen - Biogasanlagen oder Biosprit —müsse unter Gesamtenergiebilanzen gesehen werden: „Wie viel Energie stecke ich rein um ein Ergebnis zu bekommen?" Der Voigtholzer plädiert für kleine dezentrale Einheiten mit ganz vielen Synergieeffekten. Alles andere führe auch zu Transportproblemen.

 

„Nicht den Verzicht predigen, sondern die Chancen begreifen", sagt der Biobauer. Als Beispiel nennt er die Esskultur »Was will ich auf dem Teller haben?" Für Ulf Lahmann ist die Antwort klar unter nachhaltiger Ressourcenschonung erzeugte Bioprodukte. „Es schmeckt besser, ist gesünder und hat Zukunft."

 

Nicht nur Energie sparen, sondern auch produzieren: Auf dem Dach eines Wirtschaftsgebäudes hat Ulf Lahmann eine Fotovoltaikanlage installiert. PN-Foto: Bode

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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