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Braunschweiger Zeitung (22.12.2005)

 

Nackte Schafe im Weihnachtsstall von Ulf Lahmann

 

Schafzüchter aus Voigtholz öffnet seine Scheune

 

Von Alice Semrau

 

VOIGTHOLZ. Ein uriger Stall, Kühe muhen, ein Pferd schubbert sich den Hals, Schafe blöken. Das besondere an den Schafen - sie haben kein Fell mehr. Schafzüchter Ulf Lahmann aus Voigtholz schert seine Tiere aus guten Gründen seit Jahren um diese Zeit.

 

Vor einigen Tagen sind die Schafe von der Weide in den Stall umgezogen. Alle sind trächtig, haben noch ein gutes Drittel der Schwangerschaft vor sich. Ihre Bäuche sind kugelrund.

 

Frisch geschoren schrumpft ein Schaf um die Hälfte

 

„Genau das ist wichtig beim Scheren", erzählt Lahmann. „die scharfen Klingen rasieren jede Hautfalte mit weg. Haben die Schafe erst ihre Lämmer bekommen und eine Zeit lang gesäugt, sind viele Hautfalten

im Weg." Die Wolle ist sauber und gut fetthaltig, auch das ändert sich zum Negativem während der langen Zeit im Stall. Ist ein Schaf frisch geschoren, ist es um die Hälfte „geschrumpft". Die Wolle ist sehr schwer, unnötiger Ballast, den die Tiere mit sich herumtragen und der

ihnen Platz im Stall wegnimmt.

 

Durch den Fellverlust wird der Stoffwechsel angeregt, die Schafe fressen mehr, legen gut zu und bekommen größere Lämmer. Wichtige betriebswirtschaftliche Aspekte für den Biohof. Da ist keine Zeit für Sentimentalitäten, Lahmann züchtet Schafe für den Fleischbetrieb. 16 vorwiegend braune und schwarze Mutterschafe sorgen jährlich für Nachwuchs. Zwei Lämmer bekommt ein Schaf im Schnitt.

 

„Mit der Wolle kann man kein Geld mehr verdienen"

 

Das Scheren hat Lahmann in seiner Jugend bei Werner Ratzka, dem letzten Schäfer vom Adolphshof in Hämelerwald gelernt. Nächstes Jahr besteht sein Biohof in Voigtholz 20 Jahre. ..Es gibt kaum noch Schäfer, immer mehr hören auf. bedauert er, „mit der Wolle kann man kein Geld mehr verdienen." Eine Zeit lang habe er sogar Wolle gesponnen. Die Unterwolle wird als Flächenkompost eingesetzt, sie ist sehr stickstoffhaltig. Der Großteil lagert in Säcken auf dem Dachboden, „vielleicht ändern sich die Zeiten mal wieder", sagt Lahmann.

 

Wer die niedlichen nackten Schafe sehen möchte, ist herzlich in den Weihnachtsstall am 23.12. von 14 bis 19 Uhr eingeladen. Am Samstag ist noch von 9 bis 15 Uhr Gelegenheit.

 

Es ist ein wenig wie in Bethlehems Stall. Schafe, Rinder und ein Esel. Der bin ich, weil ich die ganze Arbeit habe", schmunzelt Landwirt Lahmann.

 

 

Landwirt Ulf Lahmann schert ein Schaf in seiner Scheune. Das Handwerk hat er in seiner Jugend beim letzten Schäfer vom Adolphshof in Hämelerwald gelernt.                                                PN-Foto: Sem

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