zurück

Peiner Allgemeine Zeitung, 21.07.07

 

Wo das wilde Löwenmäulchen blüht

 

Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft auf „Entdeckungsreise" in Voigtholz

 

Es steht etwas verdeckt zwischen Zwiebeln und Sellerie, aber den Augen des Peiner Biologen Dr. Hans Oelke ist es nicht entgangen: In Voigtholz wächst das Wilde Acker-Löwenmäulchen. Es ist laut Oelke einzig im Landkreis.

 

VON BETTINA STENFTENAGEL

 

Edemissen-Voigtholz.  Rückenwind .und Sonne: Ideal sind die Bedingungen, als sich die Mitglieder der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft um Dr. Hans Oelke aufs Fahrrad schwingen und den Voigtholzer Biobauem Ulf Lahmann besuchen.

 

Rund 140 Pflanzenarten wachsen dort auf den Feldern. Was genau, das wollen die Peiner auf ihrer „Entdeckungsreise" im Nordkreis genau erkunden und aufschreiben. Sie sehen genau hin und stoßen auf das Wilde

Acker-Löwenmäulchen, eine ganz besondere, weil vom Aussterben bedrohte .Pflanze. „Die insgesamt etwa zehn kleinen, kaum höher als 20 Zentimeter hochragenden Pflanzen gibt es im Kreis Peine an keiner anderen Stelle", sagt Biologe Oelke. Die Art stehe auf der Roten Liste, sei landesweit hochgradig gefährdet und per Gesetz geschützt. Ohne menschliches Zutun hat sich das Wilde Acker-Löwenmäulchen in Voigtholz angesiedelt und wächst dort seit rund sieben Jahren.

 

Noch weitere seltene Pflanzen werden entdeckt: Die Thüringer StrauchPappel, eine Malve mit zartrosa Blüten, und die dunkelrote Mauretanische Malve. „Sie werden bis zu einem Meter hoch", erklärt Oelke. Bei diesen Arten handele es sich um Neusiedler oder „botanische Immigranten". Auch den Acker-Krummhals treffen die Biologen

in Voigtholz an, einen Verwandten des Vergissmeinnicht, daneben Heilkräuter wie Beinwell, Thymian, Oregano, Echte Kamille, Melisse und Salbei.

 

De Pflanzenliste dieses Tages wird nicht vollständig. Helga Görke aus Stederdorf will in Voigtholz noch bis in den Herbst nach Pflanzen Ausschau halten und sie bestimmen.

 

Vielfältig ist nicht nur die Pflanzenwelt in Voigtholz, auch die Vogelwelt:

 

„Pickerwick" ruft eine Wachtel, und auch ein Rebhuhn zeigt sich. „Zwei Vogelarten, die im Peiner Land fast verschwunden sind und inzwischen zu den Raritäten gehören", sagt Oelke. Die Nistkästen am Rande des Feldes sind bezogen von Feldsperlingen. Über allem singt eine Feldlerche. „Eine Natur, die Freude und Zuversicht macht."

 

Nach so viel Freude der Schock: Bei einem Abstecher in ein üppiges, zwei

Meter hohes Maisfeld stoßen die Biologen auf kahlen, abgetrockneten Sand zwischen den kräftigen Stengeln des Maises. Wildpflanzen sind dort nur mühsam zu entdecken, „vielleicht maximal 15 Arten", schätzt Oelke. „Hier und da etwas Ackerschachtelhalm."

 

 

Die Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft hat sich als eine der nächsten wichtigen Aufgaben vorgenommen, die Felder der nachwachsenden Rohstoffe auf ihre Pflanzenvielfalt hin zu untersuchen. „Interessierte an dem Projekt sind willkommen", sagt Oelke.

 

Mitglieder der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft bestimmen

Pflanzen in Voigtholz, von links, Sophie Meinecke, Hans Oelke. Helga

Görke und Erwin Meineke

  

zurück