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Peiner Allgemeine Zeitung (03.08.2005)

Biobauer vermietet 100 Hühner

 

Ulf Lahmam machte aus der Not eine Tugend und erfand „Rent-a-chicken - Ulfs Hühnermietservice

 

Edenüssen-Voigtholz (mr). Ulf Lahmann hat schwer zu kämpfen. Zu kämpfen mit der Bürokratie, den Veterinärämtem und Neuerungen bei den Vorschriften im Eierverkauf: „Ich darf beispielsweise keine Papppalette für Eier doppelt benutzen, wenn ich Eier von meinem Hof verkaufe. Da aber eine Palette schon knapp 13 Cent kostet und der ökologische Gedanke durch diese Verordnung zerstört wurde, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen."

 

 Seinen Kampf führt der Biobauer mit Köpfchen und kam auf die Idee, einen Hühner-Verleih einzurichten. „Wenn ich die Hühner verleihe, bin ich nur noch Besitzer, nicht aber Eigentümer des Geflügels. So können die Leute für eine Gebühr von drei Euro samstags beim Wochenmarkt zehn Eier ihrer Hühner abholen. Und da sie die Eigentümer der Hühner und damit auch der Eier sind, ist es auch kein Problem, wenn die Pappkartons und -paletten mehrmals gebraucht werden.

 

Kampf

mit der

Bürokratie

 

Ulf Lahmann ist Biobauer mit Leibund Seele: „Den Hof zu bewirtschaften ist Idealismus. Wenn ich wollte, könnte ich so gut wie autark leben. Von der Milch, über das Fleisch bis hin zur Eiscreme bin ich in der Lage, alles Lebensnotwendige selbst herzustellen." Nicht selten schuftet der Biobauer bis zu 80 Stunden in der Woche, steht hinter dem Backofen, versorgt die Tiere, bewirtschaftet mehr als neun Hektar Land, gibt Seminare und verkauft nebenbei einzelne Produkte in seinem Hofladen oder auf dem Wochenmarkt. „Meinen letzten Urlaub habe ich vor mehr als zwanzig Jahren gemacht", erklärt Lahmann mit einem wehmütigen Lächeln. Und als ob die Arbeit nicht schon anstrengend genug wäre, bekommt er immer wieder unangekündigten Besuch. Auch vom Bauamt. „Die wollten, dass ich meinen Vorratsbunker und meine Gartenhäuser abreiße. Zum Glück kannte ich aber die Bestimmungen und konnte belegen, dass alle Bauten vorschriftsmäßig errichtet worden sind", berichtet Lahmann zufrieden.

 

Aufgrund der vielen Bestimmungen hat er schon seine Bäckerei umbauen müssen. Auch seinen Schleuderraum für Honig, den er nur drei Mal im Jahr nutzt, muss er jetzt renovieren, damit er die Auflagen erfüllt. „Es ist nicht leicht, einen Betrieb aufrecht zu erhalten, der sich auf biologischen Anbau spezialisiert hat", sagt Lahmann. Aber er wird weiter arbeiten und sich mit den Behörden und Paragrafen auseinander setzen, um seinen Lebenstraum weiterführen zu können.

 

Mit gutem Hunger gesegnet ist die Familie Brahma-Hühner vom Biohof von Ulf Lahmann. Insgesamt besitzt der Landwirt 100 Biohühner, die normalerweise nicht das selbst gebackene Rosinenbrot zu fressen bekommen. Inzwischen ist es möglich, sich auf dem zertifizierten Biohof Hühner zu leihen, um in den Genuß von frischen Bioeiern zu kommen.

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