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Peiner Allgemeine Zeitung, 08. August 2008

 

Nachtaktive Untermieter wohnen genau über dem Bett

 

Auf dem Bio-Bauernhof von Ulf Lahmann nisten Schleiereulen

 

VON SONJA NEUBERGER

 

Edemissen-Voigtholz. Ungewöhnliche „Untennieter" hat seit einigen Wochen der Biobauer Ulf Lahmann. Sie sind tagsüber nicht zu hören, nachts dafür umso aktiver, haben keinen Vertrag unterschrieben und sind dennoch ausdrücklich erwünscht: Schleiereulen haben ihre Kinderstube eingerichtet.

 

Mit ihren schwarzen Knopfaugen schauen die vier Jungtiere ganz unschuldig in die Welt. Eines sieht schon fast aus wie eine „fertige" Eule, ein anderes dagegen trägt noch das flaumige Kükenkleid. „Das liegt daran, dass die Tiere unterschiedlich alt sind", erklärt Lahmann. Der Altersunterschied von bis zu zwei Wochen kommt dadurch zu Stande, dass die Vögel alle drei Tage ein Ei legen und sofort beginnen zu brüten.

 

So niedlich die Tiere auch aussehen, nachts machen sie einen gewaltigen Lärm. Genau über dem Bett von Lahmann veranstalten sie ihr Konzert, wenn ihre Eltern sie füttern. Dann ist ein lautes Fauchen, Quietschen und Schreien zu hören. „Die Nachbarn beschweren «sich nicht über die nächtliche Ruhestörung und haben Verständnis für die seltenen Tiere“, sagt Lahmann.

Der Schleiereulenbestand ist inzwischen auf einem stabilen Niveau", erklärt der Biobauer. Die Art sei zum Glück nicht mehr gefährdet, da sich durch das zunehmende Umweltbewusstsein die Lebensbedingungen wieder verbessert haben. „Durch die moderne Forstwirtschaft bleiben zum Beispiel in den Wäldern wieder alte Bäume stehen, die die Eulen zum Brüten brauchen", sagt Lahmann.

 

Das Loch im Dach hat der Bauer extra für die Eulen gemacht. Zunächst wurde die Nisthöhle nicht angenommen, da sie nicht „mardersicher" war. Doch nachdem das Problem erkannt und behoben wurde, zog schon bald eine Eulenfamilie ein.

 

Die Kunden des Hofladens verfolgen die Entwicklung der Kleinen per „Fernüberwachung". Lahmann bietet ihnen exklusives „Eulenfernsehen", wie er es nennt. Mit einer handelsüblichen Infrarotkamera aus dem Baumarkt kann man die Tiere auf einem kleinen Bildschirm beobachten.

 

Wie lange die Eulenfamilie noch bleibt, ist ungewiss. „Ich warte jeden Tag darauf, dass die Eulen ausfliegen", sagt Lahmann. Trotz aller Vogelbegeisterung freue er sich schon wieder darauf, dass er nachts wieder in Ruhe schlafen kann.

 

Links hält Ulf Lahmann die kleinste, rechts die größte der jungen Schleiereulen aus der Kinderstube auf seinem Dachboden.    WOS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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